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zuflucht
zusammenfassung hintergrund technik beteiligte mehr videos und bilder zusätzliche links

zuflucht

interaktive umgebung
2017 – 2023


Shelter Ausstellung, Adlerstr. 32, Karlsruhe, Oktober 2023

Shelter Ausstellung, Adlerstr. 32, Karlsruhe, Oktober 2023

She's not here
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I found it / Hunt
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It all burned down
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Come with me
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Homeless
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Fellow traveler
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Soundscape (alle)
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Stereo-Klangbeispiele

„Zuflucht“ stellt einen Ort der Rast auf dem Weg fort von einem früheren Zuhause dar, auf der Flucht vor Men­schen oder Umständen, die das eigene Leben und die Leben von Freunden und Verwandten bedrohen.

Deutsch/englische PDF version (7.4MB)

zusammenfassung


Die massiven Flüchtlingsbewegungen des letzten Jahrzehnts zeugen von einem Grund­bedürfnis nach einem sicheren Zuhause. Wir durchleben Zei­ten großen kulturellen Wan­dels, die unsere traditio­nellen Formen zu leben und zu denken fortwährend in Frage stellen. Klimakrise und weltweite Konflikte haben vielen Menschen die Lebensgrundlage ent­zogen und Flucht ist in manchen Fällen die einzige Hoff­nung und der einzige Weg, den Folgen zu ent­kommen. Der Pfad zu einem neuen Leben ist oft gefährlich und selbst nachdem sie Schutz in einer neuen Umgebung gefunden haben, fühlen sich viele Flüchtende weiterhin bedroht, ent­wurzelt und bleiben ihr Leben lang traumatisiert.

Beim Betreten der Installation findet man sich in einem unbekannten Schlupfwinkel in den Wäldern wieder, der rundherum auf Wände und Decke proji­ziert wird. Im Zentrum des Aufführungsraums steht eine vor Berührungen geschützte Halbspiegelku­gel, die das Licht eines Projektors in den gesamten Raum spiegelt. Das reflektierte Licht des sphäri­schen Spiegels zeichnet sich bewegende Pflanzen eines Dickichts auf Wände und Decke.

Es ist ein sehr vertrautes Bild, das viele aus ihrer Kindheit kennen. Im Grunde ein gutes Ver­steck, aber potentiell unsicher. Während die Pflan­zen Schutz suggerieren, erzählen die umliegenden Klänge eine andere Geschichte. Geräusche der Um­gebung, Stimmen und Wind, der durch die Bäume weht, erzeugen eine Situation, die in der Schwebe ist. Die Besucher werfen Schatten und interagieren hierdurch mit den Pflanzen. Je mehr sie sich bewegen, desto lauter und unheimlicher wird die äußere Klanglandschaft.

hintergrund


Die Arbeit versucht, eine Fluchtsituation aus dem Inneren heraus zu beschreiben.

Klangliche Erinnerungsfragmente, Monologe und Dialoge verschiedener Situationen im Wald werden durch Bewegungen des Publikums ausgelöst. Menschen rufen, laufen, ringen, klagen, weinen und flüstern in diesem Wald. Die Klänge basieren im Kern auf autobiografischen Situationen aus meiner Vergangenheit, öffnen sich aber im Bezug auf die aktuelle, globale Fluchtsituation.

I guess death smells likeflower water. Now I’m here.And you are too. That’s your imagination. Nothing is going to happen to me Back then, I wished I could simply shed my skinand walk out of my life somehow. Whenever I closed my eyes,I saw these pictures again. She meant her death.She asked me to makesomething beautiful out of it. In the end, I was unable to help. We’ll find you!You can’t leave anyhow! I hope, he did not feel anything. I won’t be able to survivea day in their custody.They’ll torture and kill me. We are free!... we are homeless. Let me go! Help! I don’t evenknow the place wherethey are buried

Stimmen

Die Arbeit ist vollständig in der internationalen Sprache Englisch gehalten. Innerhalb eines Krei­ses von zwölf Lautsprechern sollte eine mög­lichst natürlich klingende Situation im Wald ent­ste­hen. Hierzu wurden Fluchtszenen und andere Ge­räusche zum größten Teil im Tonstudio und in den Wäldern der Umgebung aufgenommen. Aus diesen Geräusch- und Dialogfrag­men­ten habe ich anschließend drei­dimensionale Umgebungen konstruiert. Da Flucht uns alle auch in Friedens­zeiten betreffen kann, bezieht sich die Arbeit nicht auf einen bestimmten geografischen Wald.

Für den Klang meiner Installationen arbeite ich sehr oft räumlich. Das Publikum mit Klang zu um­schließen erlaubt ein besonders tiefes Eintau­chen in die Situation. Bei „Zuflucht“ sind beson­dere Elemente in der Dramaturgie des Klangs dem Thema entsprechend Nähe und Distanz, Enge und Weite. Das Publikum wird oft direkt angesprochen, je nach ausgelöster Klangszene von der gegenüberliegenden Seite des Kreises oder direkt an der Interaktionsposition.

Über menschliche Stimmen hinaus wird auch die Situation im Wald durch Umgebungsgeräusche erzählt: Aufgescheuchte Vögel, Sirenen, Explo­sionen und andere menschliche und natürliche Klänge sind zu hö­ren. Manche Klänge kippen zwischen einem friedlichen und bedrohlichen Ein­druck. Die Intensität der ein­gespielten Klänge und Stimmen steht dabei mit der Intensität der Bewegungen des Publikums in Beziehung.

I can’t go back!I won’t be able to survive a day in their custody.They’ll torture and kill me.And then they are going to inform everybodythat another traitor has gone missing...And nobody will be able to put the finger on it,to prove their wrongdoing. From one momentto the next, I’ll simply disappear and cease to exist.But it won’t be as if I hadn’t existed at all.My wasted life will make everything worse.All those breaths I took in to cry, swear and shoutabout their injustice will not only be muffled,suffocated and then erased.They are going to be interpreted and documentedas a sign of aggression, and not as one of ahelpless defense.And in the end, nobody is left to disagree.Their mind corroding fire continues to be fueledby lies, hatred and the profit of a few.The ones who are still able to feel and to doubtmay feel with me. But by embracing my fatein their hearts, they’ll be choked into silence too.[ Ah, leave me alone. ]

Ein Mitreisender ergreift das Wort

Erinnerungen traumatischer Erlebnisse begleiten und verfolgen uns oft ein Leben lang und können sich in Form von Flashbacks an unsere Umge­bung heften: Bilder und Klänge solcher Flash­backs verbinden sich dabei mit gewöhnlichen Alltagssituationen. Dem­entsprechend gibt es im Kunstwerk zum Beispiel ein Feuerwerk, das von Schüssen zunächst kaum zu unterschieden ist und einen Zug, der im Gleichschritt über die Landschaft zu rattern scheint.

Da zu einer Fluchtsituation auch geschärfte oder überschärfte Sinne gehören, ist ein weiteres Element die Verfremdung von Naturgeräuschen. Ähnlich der Andeutung von Gesichtern in den Ästen der Bäume gibt es die Andeutung von Flüstern und Sprache im Wind.

Gesteuertes Pflanzenwachstum (Skizze)

Gesteuertes Pflanzenwachstum (Skizze)

Ein Ziel dieser Arbeit ist also, das Publikum in die Lage zu versetzen, nicht nur über Flucht und Flüchtlinge zu sprechen, sondern sich innerlich in eine flüchtende Person zu versetzen, die Entwurzelung und das Trauma eines verlorenen Heims nachvollziehbar zu machen, gleichzeitig aber auch die Hoffnung und die Zuversicht aufzugreifen, die ein Neuanfang birgt.

Die erste Ausstellung der Arbeit fand in einem denkmalgeschützten Altbau statt, der sich ge­rade im Umbau befand und daher Gemeinsam­keiten mit einer provisorischen Unterkunft auf einer Wanderung oder Flucht hatte. Ich habe mich bewusst gegen den Aufbau mit Hilfe eines Zeltes oder Ähnlichem als Projektionsfläche ent­schieden, da innerhalb eines Traumas oft keine Möglichkeit besteht, einen distanzierten Blick­winkel von außen einzunehmen.

Dem Thema Flucht entsprechend kann die Arbeit unter Umständen triggern. Die Konkretheit von „Zuflucht“ lohnt sich aber auch. Eine Fluchtsi­tuation kann jedem begegnen, ob nun als Person, die flüchtet oder als eine Person, die Schutz gewährt. Und sie ist nicht auf Kriegs­szena­rien limitiert. Ich bin der Überzeugung, das ansatz­weise Ver­ständnis für eine solche Aus­nahme­situation wird eine grund­legende Voraus­setzung für ein friedliches Zu­sammen­leben in den nächsten Jahrzehnten bleiben.

technik


Schematische Systemübersicht

Schematische Systemübersicht

Die Installation verwendet nur einen 4k Projektor, einen Spiegel und eine Infrarotkamera, um 360° Inter­aktion zu erreichen. Kamerabild und Pro­jektion werden entsprechend den geometrischen Eigen­schaften aller beteiligten Komponenten räumlich entzerrt.

Test-Mapping mit einem industriellen Spiegel

Test-Mapping mit einem industriellen Spiegel

Sphärisches Spiegelprojektionsmapping hat sich auch durch die Pionierarbeit von Paul Bourke um 2003/2004 etabliert. Ich habe Bourkes Metho­den erweitert, mit meinen eigenen Arbei­ten kombiniert und weiter entwickelt.

Durch Anwählen mehrerer Punkte im ca. 6x6x4m großen Raum und einem anschließenden ma­schinellen Lernvorgang wurde der aufwändi­ge Kalibrierungsprozess stark vereinfacht. Realer und virtueller Raum werden in der Folge über­lagert und bilden für die Interaktion eine Einheit.

360° Mappingprozedur mit Kalibrierungspunkten

360° Mappingprozedur mit Kalibrierungspunkten

Dies gilt ebenso für den 8- bis 12-Kanal-Raum­klang, der simulierten Impulshall verwendet, um den Raum zu öffnen und virtuell zu erweitern. Für einen besseren Tiefeneindruck werden zu­sätzliche Klangfilter eingesetzt, welche die Wir­kung von Atmosphäre und Bäumen nachahmen.

4x4m Testaufbau mit 8 Kanälen Raumklang

4x4m Testaufbau mit 8 Kanälen Raumklang

Dramaturgisch reagieren unter anderem siebzig bewegliche 3D-Klangfrag­mente auf­ein­ander. Um einen ein­heitlicheren Er­zähl­strang zu erzeugen, werden manche Klänge eher miteinander oder in ge­meinsamer Umge­bung ab­ge­spielt, andere eher nicht. Menschliche Stim­men werden allgemein zu Ende gespielt, bevor ein neues Stimmfrag­ment beginnen kann.

3D-Klangquellenkarte

3D-Klangquellenkarte

Die Laut­sprecher werden mit einem Messmikro­fon ein­gerichtet, um die klangliche Ab­hängigkeit vom Raum zu reduzieren. Bei der ersten Ausstel­lung wurden die Lautsprecher auf dem Boden platziert und um 60° nach oben geneigt. Eine Versenkung der Lautsprecher in aufgebauten Wänden auf Ohrhöhe hinter Stoff ist denkbar, bei Bedarf auch die Ansteuerung eines zusätzlichen Subwoofers.

Klangkalibrierung (eigene Software und Room-Equalization-Wizard)

Klangkalibrierung (eigene Software und Room-Equalization-Wizard)

Die virtuellen Pflanzen wurden vor der Ausstel­lung durch einen eigenen Teil der Software erzeugt. Neben Wachstumsregeln spielten bei diesem Prozess Gravitation und Lichtverteilung im Raum eine Rolle. Ich habe unter anderem Bilder von Gesichtern durch ein gesteuertes Wachstum der Zweige angedeutet.

Die Interaktion findet schließlich über eine phy­sikalische Simulation statt, die Kräfte­wirkungen entlang der Äste modelliert. Hierzu mussten Bewegungen im zweidimen­sio­nalen Infrarotbild auf eine virtuelle Kugel projiziert und so mit den physikalischen Raumachsen in Einklang gebracht werden. Eine Windsimu­lation und Gravitation sorgen schließlich dafür, dass die Bewegung der Bäume natürlich wirkt.

Die Spiegelhalbkugel selbst ist eine Maßanferti­gung aus Neuseeland, bei der sich die sensible Spiegelober­fläche nicht hinter Glas sondern not­wendigerweise auf der Außen­seite befindet. Herstellungsbedingt handelt es sich eher um einen Halb-Ellipsoiden. Sie ist durch eine Barriere geschützt und wird täglich durch ein Kaltluft­gebläse von Staub gereinigt.

Ein Blick durch die Infrarotkamera

Ein Blick durch die Infrarotkamera

Der sphärische Spiegel dient als optischer und analoger „Verstärker“ der anamorphotisch projizierten Bilder. In der Renaissance wurde diese Technik oft angewendet, um Malereien auf Kathedralen- und Kirchendecken zu entzerren. Die Anamorphose wurde aber auch verwendet, um Bilder zur privaten oder persönlichen Sicherheit zu verbergen. Die Verborgenheit wird hier umgekehrt: Auf den Wänden rund um den Spiegel entfalten sich die Bilder von dichten Büschen und Bäumen der Projektion.

beteiligte


Vielen Dank an alle, die zu diesem Mammutprojekt beigetragen haben. „Zuflucht“ wäre ohne die Arbeit dieser helfenden Hände undenkbar gewesen.

Idee und Realisierung Holger Förterer
Klangerkundung, Klangberatung und Aufnahme Lorenz Schwarz
Stimmen Eva Judkins
Rouven Israel
Holger Förterer
Ida Nordpol
Brechend laute Schlagermusik Frank Gärtner
Susanne Ratzer
Ausstellungsraum Robert Fülle
Huisi He
Audiogeräte Paul Modler
MK Sound (HfG)
Konstruktion Jan Hollander
Kai and Andreas Barbey,
Schreinerei Kuppinger
Unerschütterliche Unterstützung Kwang Pansawas
Niko Kinsch
Beratung / Printmedien Katja Löffel
Robert Fülle
Daniela Burkhardt
Rathausdruckerei Karlsruhe
Kameraoptik Jörg Himpel, Lensation GmbH
Ursprünglicher Kamerakäfig Christian Wening
Marc Teuscher
Videodokumentation Marc Teuscher
David Loscher
Audiodokumentation Tom Buchleither
Spiegelhalbkugel Bennett Mirror Technologies
Spiegelmaske Nils Roßmann, Fablab Karlsruhe
Zusätzliche Klänge von pond5
Spezieller Dank an Ida Nordpol
Solveig Wening
Rainer Kuhn
Christian Wening
Nelly Dalakovi
Judith Rastätter
Michael Saup
Jan Gerigk
Sandra Beuck
Unterstützt im Rahmen der
UNESCO City of Media Arts Karlsruhe
Daniela Burkhardt
Dirk Goldhorn
Blanca Gimenez

mehr videos und bilder


Interaktionsskizze, März 2023

Simulation der Installation April 2022

Simulation der Installation April 2022

Bildkalibrierung der ersten Ausstellung

Bildkalibrierung der ersten Ausstellung

Vorderseite eines Flyers

Vorderseite eines Flyers

Plakat der ersten Ausstellung

Plakat der ersten Ausstellung

Reflektionssimulation (Skizze)

Reflektionssimulation (Skizze)

zusätzliche links


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