BATS wurde zusammen mit der Sebastian Weber Dance Company in den Corona-Jahren 2020 und 2021 entwickelt. Das cineastisch angelegte Crossover aus modernem Tanz und Stepptanz ist von der Pandemiesituation dieser beiden Jahre stark beeinflusst und steht in seiner finalen Version auch inhaltlich in direktem Zusammenhang mit der Coronapandemie. Es thematisiert, kommentiert und hinterfragt die Art und Weise, wie wir miteinander und mit der verbleibenden Natur dieses Planeten umgehen wollen.
hintergrund
Die Verbreitung und Vermehrung des Menschen hat zu einer Situation geführt, in der so gut wie kein Ort auf dieser Welt mehr unberührt ist. Während wir in unserer menschlichen, digitalen Blase leben, während wir jederzeit miteinander verbunden sind und auch Ressourcen relativ frei auf diesem Planeten bewegen können, dringen wir dabei immer weiter in die Natur vor, unterwerfen auch den letzten Flecken Erde unseren eigenen Zwecken. Der Transport von Gegenständen und Kreaturen als Waren, der unser System befeuert, ist weltumspannend und unabdingbar für unsere derzeitige Wirtschaftsform. Er stellt aber auch eines der grundlegenden Probleme unserer Zeit dar.
In der Fledermaus sieht Sebastian Weber in diesem Zusammenhang einen der vielen Anknüpfungspunkte zwischen Mensch und Natur. Das Auftreten einer Zoonose wie Corona können wir durchaus als eine Folge unseres Umgangs mit der Natur sehen. Wir überschreiten durch unser Wirken ständig und auf der gesamten Welt Grenzen, die auf uns zurückwirken können und werden. In meinen Augen ist das von uns selbst geschaffene menschliche Universum ohne einen äußeren Gegenpart, der unseren Konsum, unseren Nutzen, versöhnt und wiederherstellt, nicht denkbar. Wird dieser Gegenpart der Natur nur als zu beherrschender Rohstofflieferant oder Mülldeponie verstanden, sind wir wohl auf kurz oder lang dem Untergang geweiht. Wir können uns als Teil eines sehr komplexen Zusammenwirkens verstehen und stehen eben nicht über dem Rest der Natur.
Auf der Seite der Projektion habe ich sehr viel mit Bildern von atmosphärischen Partikeln gearbeitet. Es war das Bild, das für mich am schlüssigsten unser Dilemma darstellt. Die Luft, die uns alle verbindet, ist Träger von Schall und Klang, aber auch von Geruch und Berührungen ohne direkten Kontakt. Sie ist der Weg, auf dem wir uns gegenseitig mit Krankheiten oder guten Ideen infizieren können. Auch deshalb taucht dieses Bild in der Produktion häufig auf, sowohl positiv als auch negativ.
Auf persönlicher Ebene berührt das Tanzstück auch Erlebnisse, die während einer Pandemie auftreten: Isolation, Ansteckung, Krankheit und der Versuch, zu einer Lösung zu finden, zu einer Balance mit dem, das uns umgibt. Das Stück endet offen und besitzt keine Auflösung, keine einfache Antwort im Bezug auf die anhaltende Pandemie oder unseren weiteren Umgang mit der Erde oder uns selbst. Das bleibt mit Sicherheit von jedem Einzelnen und uns allen zusammen täglich neu zu erarbeiten.
projektionsaufbau
Die Bedrohung durch Corona war in der Entstehungszeit der Arbeit eine unsichtbare, omnipräsente, das Schicksal aller Menschen stark beeinflussende Kraft. Dem geschuldet umschließen die Projektionen auf der rechten Bühnenseite die Tänzer fast. Durch Projektion auf eine halbdurchsichtigen Tüll vor den Tänzern und einer großen Rückwand im hinteren Teil der Bühne ist es möglich, sie in die Mitte fremder Elemente zu stellen, die sie visuell umgeben. Zwei 3D Kameras ermöglichen eine Interaktion mit den Elementen auf den Leinwänden, sobald sich die Tänzer ihnen nähern. Zwei Videokameras und eine Handykamera unter der Regie von Raphael Hahn sorgen darüber hinaus in bestimmten Szenen für eine Vervielfältigung der Protagonisten in der Projektion und die Möglichkeit, andere Blickpunkte einzunehmen.
Auf der linken Bühnenseite ruht ein großer Aufbau von Michiel Jansen, der an ein brutalistisches Mausoleum erinnern mag. Dieses Mausoleum wird von einem dritten Projektor zusätzlich künstlich beleuchtet. Seine Oberflächenstruktur und Aussehen verändern sich im Laufe des Stücks. In der abschließenden Sturmszene spiegeln sich zum Beispiel Blitze der beiden anderen Projektionen auf dem Mausoleum, was ihnen mehr Präsenz gibt und mehr Leuchtkraft der Blitze suggeriert. Die Beleuchtung mutet zum Teil so natürlich an, dass man sie als Gesamteindruck und gar nicht im Einzelnen wahrnimmt.