Inspiriert von Stockhausens Assoziationen zu "Mittwoch aus Licht" basiert dieses Bühnenbild für das Ballet Preljocaj vollkommen auf algorithmischen Bildern und bezieht Menschlichkeit nur durch die Bewegungen der Tänzer mit ein, in einem Versuch, Realität und virtuellen Raum miteinander zu verschmelzen.
beschreibung
"Gott existiert, weil die Mathematik widerstpruchsfrei ist, und der Teufel existiert, weil wir das niemals beweisen können." Betrand Russell
Ich wurde gleich zu Anfang von der Energie verschiedener Konstellationen in Preljocajs Choreografie angezogen und begann mir vorzustellen, dass die Körper der Tänzer auf einem visuellen Instrument spielen sollten, das sich zwischen ihren Körpern entspannte. Der Boden der Bühne sollte zum Spielfeld eines abstrakten, biegsamen Raums werden, auf dem die Tänzer anfangs oft genug die notwendige Orientierung verloren.
Durch ihre Anwesenheit und Bewegungen beeinflussen die Tänzer eine virtuelle, projizierte Welt unter ihren Füßen. Sie tanzen innerhalb eines Bühnenbilds, das auf all ihre Bewegungen reagiert. Tänzer und Bühne formen dabei eine untrennbare Einheit. Der Boden der Bühne wird beweglich und hat Teil am Geschehen; Bühne und Tänzer erscheinen nicht mehr erdgebunden.
Technisch gesehen werden die Tänzer von einer Infrarotempfindlichen Kamera über der Bühne aufgenommen und ihre Bewegungen von einem Computer verfolgt. Diese Informationen beeinflussen die mathematischen Parameter verschiedener Welten, die anschließend zurück auf die Bühne projiziert werden. Unter den virtuellen Welten sind solche, die der Physik nachgebildet sind, wie ein Windkanal oder eine Art Flüssigkeit, aber auch andere, die vollkommen künstlicher Natur sind.
Der Betrachter, der nicht in der interaktive Natur des Bühnenbilds eingeweiht ist, mag sich über die enge Beziehung zwischen Video und Tanz wundern. In Stockhausens Helikopter-Quartett reagiert der Mensch auf die Maschine, auf Geräusche und Vibrationen der Rotoren. Hier reagiert umgekehrt die Maschine auf den Menschen und schließt mit dieser Gegenbewegung hoffentlich einen Kreis, den Stockhausen begann.
presse
"La terre tremble ... veritable jungle artificielle qui brouille les pistes et le regard." Le Monde, March 9 2001 | "Der Boden bebt... [ein] echter künstlicher Dschungel, der die Spuren und den Blick verwischt." |
"Die auf den Boden projizierten Lichtschlieren von Holger Förterer sind noch das Interessanteste ..." Die Welt, March 15 2001 | "The light-streaks projected on the floor by Holger Förterer are still the most interesting thing ..." |
"... une piste d'atterrissage se dessine sous l'effet des étonnantes créations vidéo de Holger Förterer ..." Actualité de la Scénographie, February 2001 | "... eine Landebahn zeichnet sich unter dem Effekt der erstaunlichen Videokreationen von Holger Förterer ab ..." |
My work is always different, given that the main component of my work is the human being, who perceives and modifies visual and sound language in a way that I can never anticipate. In this process, the only thing that I can do is impose and modify the perception that the observer has of him or herself, and of others. In my opinion, my role consists in reacting, in transforming and emphasizing the human element.
Language is the key word behind my thought process. Over the past years, I have become totally fascinated by information, in every form. I have begun to read our surroundings like a book, deciphering the surroundings like an archaeologist or a detective. Everything that we do conveys a message, and the way that we express what has to be said is so varied that it overwhelms me. I do not claim to study computer science. I study the art and theory of information. Computer science primarily concerns itself with the quantity of information, whereas the art and theory of information deals with the quality.
I am mid-way between art and technology. All of my efforts seek to use technology to the point where it becomes art. At the same time, I struggle against technology taking me to the point where it takes over, at the expense of art. Ideas are the most important thing in our work. Man understands ideas, machines don't. However, if art cannot bring machines to feel emotions, who or what can? I am going to try.
journal of ballet preljocaj, April 2001