Simulation der Installation
Wie bewegen wir uns durch oder innerhalb von Menschengruppen? Ähnelt unser eigenes Verhalten dem von Vogel- oder Fischschwärmen? Was können wir dadurch erschaffen oder zerstören? Und wie fühlt es sich an, innerhalb oder außerhalb einer Gruppe zu stehen?
In dieser geführten Erfahrung erzeuge ich mehrere virtuelle Umgebungen, in denen das Publikum damit experimentieren kann, Teil einer Menge oder Herde, eines Bildes oder Bewusstseins zu sein. Bis zu 150 Publikumsmitglieder können durch Laserpointer mit den Bildern einer Kuppelprojektion interagieren und dabei verschiedene Formen von Gruppenverhalten erleben.
hintergrund
Mich interessiert schon lange, wie sich bestimmte Gruppen von Lebewesen unter besonderen Umständen zusammen verhalten. Um sich gegenseitig zu schützen, besser Futter zu finden oder einen Feind anzugreifen. Die Möglichkeiten der Kooperation ziehen sich durch einen großen Teil des Lebens auf der Erde, seien es Insekten, Pflanzen oder Menschen. Selbst speziesübergreifend finden sie statt.
Ich persönlich habe Respekt, manchmal auch Angst vor großen Menschenansammlungen. Ich kenne aber auch das Aufgehen oder geborgen Sein in einer Gruppe. Für diese Arbeit inszeniere ich in Form eines interaktiven Experiments insbesondere zwei Seiten von Gruppenverhalten, um dem Publikum zwei unterschiedliche Erfahrungen zu ermöglichen: Das Erlebnis, Teil einer konfrontativen Gruppe zu sein und dasjenige, Teil eines kooperierenden Schwarms zu werden. Ich rechne damit, dass die zweite Aufgabe schwieriger wird.
Im Bezug auf Gruppenverhalten war der Begriff der „Emergenz“ eine wichtige Entdeckung. Dabei geht es um das Auftauchen „von neuen Eigenschaften oder Strukturen eines Systems infolge des Zusammenspiels seiner Elemente“ (Quelle: Deutsche Wikipedia 2019). Der Begriff zielte ursprünglich auf eine Erklärung des Bewusstseins ab, wurde dann aber auf viele Felder übertragen, unter anderem auf Biologie und Soziologie. Bei Schwärmen oder Menschenmengen können durch leichte Änderungen im Verhalten Einzelner sehr unterschiedliche Formen von Gruppenverhalten auftreten.
Auch in Mathematik und Physik gibt es das Phänomen der Emergenz. Um zum Beispiel ein Mandelbrot-Fraktal aus bestimmten Eingabewerten zu berechnen, wiederholt man einfache Rechenvorschriften abertausende Male, bis man das Ergebnis auswertet. Dabei entstehen zum Teil recht natürlich anmutende, komplexe Formen. Ähnlich kann man Schwarmverhalten simulieren, wenn einfache Regeln von den Teilnehmern des Schwarms beherzigt werden. Das bedeutet nicht, dass Tiere in Schwärmen sich wirklich nach solchen Regeln verhalten.
Ich möchte in dieser Arbeit den Menschen ein Gefühl dafür geben, wie aus einfachen Regeln komplexe Verhaltensweisen entstehen können, und dass manchmal aus komplexen Wesen in der Gruppe einfache Handelnde werden können. Ob dieses Experiment gelingt, kann ich noch nicht abschätzen. Einen Versuch ist es jedenfalls wert.