Prototyp der Arbeit, die endgültige Installation wird sich hiervon unterscheiden
In einem nur durch wenig Licht erhellten Raum pendelt eine Glühbirne langsam seitlich hin und her. Sie taucht ein meterhohes, projiziertes Gesicht durch ihre Bewegung in ein wechselndes Licht- und Schattenspiel. Der Besucher ist in der Lage, von außen einzuwirken, das lumineszierende Pendel zu greifen und ihm eine andere Richtung zu geben. Von einem Motor an der Decke angetrieben, kehrt das Pendel nach einer Weile ohne Außeneinwirkung wieder in seine anfängliche Seitwärtsbewegung zurück.
Nicht nur die Glühbirne, sondern die gesamte Lichtsituation vor der Projektion spiegelt sich mit Hilfe von Echtzeitberechnung auf dem Gesicht, so dass die virtuelle Skulptur beleuchtet wird, als wäre sie ein Teil des realen Raumes. Der Raumklang der Arbeit ist die Simulation einer tiefen, schwingenden Glocke, die mit der Bewegung des Pendels synchronisiert ist.
Das Gesicht selbst werde ich aus den 3D-Scans mehrerer Menschen verschiedenen Geschlechts und Alters mitteln, so dass es keine feste Identität besitzt. Der Blick in und durch das schwingende Licht, den die Arbeit inszeniert, versinnbildlicht eine Form der Hypnose. Das Gesicht ist der Welt dabei zugewandt und ihr gleichzeitig entrückt, befindet sich also in einem schwebenden Zustand.
hintergrund
Das Licht mag für viele Dinge stehen, jedenfalls aber für eine Autorität, die uns fesselt und bindet. Vielleicht für etwas Anbetungswürdiges oder einen Glauben, vielleicht einfacher für unsere weltlichen Medien voll interessanter, erfundener Geschichten. Für mich stehen beide, die Skulptur und das Licht, für unsere Fixation auf etwas, das gleichzeitig schön und leer ist: Wie die Schönheit in der Werbung, die farbenfrohen Produkte unserer Warenwelt oder eine von Kind auf schulisch vorgezeichnete Lebensgestaltung, die zu Selbstausbeutung führen kann. Wie das Versprechen unendlichen Lebens. Oder das Lächeln, das auf so vielen Urlaubsfotos zu sehen ist, obwohl wir eigentlich ganz anders und viel mehr sind.
Indem ich ein stilles Gesicht in überhöhter Perfektion darstelle, bediene ich mich einer Ikonendarstellung, wie sie auch in religiösen Zusammenhängen auftaucht. Bei genauer Betrachtung ist seine Tiefe eine Illusion. Diese stumme Schönheit, die Stasis des Gesichts, das nur durch das Licht etwas Lebendiges und Körperliches erhält, ist für mich der eigentliche Irrtum, vergleichbar mit der Unfähigkeit, wirklich und wahrhaftig zu leben in einer Welt aus erfundenen Gedanken und Träumen, wie dem Wert des Geldes, der Möglichkeit von Sicherheit im eigenen Land oder der Schönheit immerwährender Jugend.
Trotzdem ziehen uns diese Gedanken und Träume an. Das beinahe immaterielle Licht der Gedanken, mit dem wir unsere Erfahrungswelten ausleuchten, hat ganz reale Konsequenzen. So wie jede Hypnose Selbsthypnose ist, sind wir diejenigen, die sich durch gedankliche Muster führen und verführen lassen. Wir entscheiden, ob wir uns von eigenen und fremden Auffassungen leiten lassen, oder ob wir widersprechen. Wir können Ideen einen Wert beimessen und ihnen durch unser Handeln Gewicht verleihen. Die „Schwere des Lichts“ entsteht also schlussendlich durch uns selbst an der Grenze zwischen Denken, Fühlen, Handeln und Erinnern.
technik und aufbau
Beleuchtungs-Test mit sogenannten Sphärischen Harmonien
Pendel-Prototyp